Reorganisation der Päpstlichen Akademie für das Leben

Die Päpstlichen Akademie für das Leben ist aufgrund der von Papst Franziskus neu erlassenen Statuten reorganisiert worden. Die von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1994 gegründete Einrichtung befasste sich bisher mit der Förderung und dem Schutz des menschlichen Lebens. Der Arbeitsbereich umfasst nun zusätzlich die Geschlechter- und Generationenforschung sowie die individuellen Schutzrechte, die „Humanökologie“ und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Die Akademie arbeitet mit den Dikasterien der römischen Kurie zusammen, vorrangig mit dem Staatssekretariat und dem neu errichteten Dikasterium für Laien, Familien und Leben.

Es ist zu hoffen, dass sich die Päpstliche Akademie für das Leben mit diesen zusätzlichen Arbeitsbereichen nicht verzettelt. Im Grunde gäbe es genügend aktuelle Themen, zu denen sie sich dringend äussern müsste. Über das brisante Thema Hirntod und Organtransplantation existiert keine aktuelle Stellungnahme. Ob der Ganzhirntod mit den heute üblichen Kriterien in allen Fällen wirklich mit Sicherheit diagnostiziert werden kann, wurde schon vor fast zehn Jahren durch wissenschaftliche Publikationen u.a. des Neurologen Alan Shewmon in Zweifel gezogen. Zudem gibt es neue Missbräuche durch die Kombination von Euthanasie und Organtransplantation in Belgien. Auch die neuesten genetischen Manipulationen von menschlichen Embryonen mittels der Technik CRISPR würden eine Reaktion verdienen.

Unter dem Präsident Erzbischof Vincenzo Gaglia wird die Akademie vom 5. bis 7. Oktober erstmals unter der neuen Zusammensetzung tagen. Papst Franziskus hat die Anzahl der Mitglieder drastisch reduziert. Bisher gab es laut unserer Zählung 164 Mitglieder. Davon sind 33 wieder für fünf Jahre zu ordentlichen Mitgliedern ernannt worden. Dazu kommen 18 neue ordentliche Mitglieder. Ausgeschieden sind die Philosophen Robert Spaemann und Josef Maria Seifert. Einzig der deutsche Arzt und Theologe Manfred Lütz vertritt noch den deutschsprachigen Raum in der Akademie als ordentliches Mitglied. Die Ernennung des anglikanischen Theologen Nigel Biggar wurde u.a. vom Präsidenten von HLI-USA, Father Shenan J. Boquet, kritisiert. Demnach hat Biggar im Magazin Standpoint (Juli/Aug. 2011) die Ansicht vertreten, Abtreibungen bis zur 18. Schwangerschaftswoche sollten legal sein, weil dies der früheste Zeitpunkt sei, zu dem Gehirntätigkeit und damit Bewusstsein gegeben sei. Vorher sei der Status des Fötus „ungewiss“. Von zwei weiteren Mitgliedern wurden kontroverse Positionen bezüglich Bioethik bekannt. Rabby Avraham Steinberg ist der Ansicht, dass der Embryo vor 40 Tagen noch keinen menschlichen Status haben soll. Maurizio Chiodi, Professor für Moraltheologie, hat sich im Päpstlichen Rat für die Familie im Vorfeld zur Bischofssynode über die Familie für Kontrazeption und künstliche Befruchtung ausgesprochen.

Ende Juli 2017 wurden zudem 86 „korrespondierende“ Mitglieder ernannt. Aus Deutschland wurden ernannt: Prof. Gerhard Höver (Moraltheologe), Prof. Jörg Guido Hulsmann (Wirtschaft), Prinz Felix zu Löwenstein (Agrarwissenschaftler), Dr. Stephan Sahm (Medizinethiker) und Prof. Walter Schweidler (Philosoph). Dazu kommt aus Österreich der Moraltheologe Prof. Matthias Beck.

Gemäss den Statuten §5 lit. b verpflichten sich alle neuen Mitglieder, „die Prinzipien über den Wert des Lebens und die Würde der menschlichen Person zu fördern und zu verteidigen. Sie interpretieren dies in einer Weise, die mit dem Lehramt der Kirche übereinstimmt.“ Laut den revidierten Statuten müssen allerdings die neuen Mitglieder keine entsprechende Erklärung mehr unterschreiben. Es ist zu hoffen, dass insbesondere jene Mitglieder, die mit früheren Äusserungen damit in Konflikt geraten sind, mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht werden. Sonst steht die Glaubwürdigkeit der Päpstlichen Akademie für das Leben auf dem Spiel.

Quellen:

www.academiavita.org

www.catholicherald.co.uk/news/2017/06/17/head-of-vatican-pro-life-academy-defends-appointment-of-nigel-biggar/

www.catholicherald.co.uk/news/2017/06/16/new-members-of-vatican-pro-life-academy-have-defended-abortion-and-contraception/

Standpoint Magazine vom Juli 2011: http://standpointmag.co.uk/node/3990/full

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