Brisante Enthüllungen betreffend Organentnahmen nach Herz-Kreislauf-Stillstand

(30.9.2019, Letzte Aktualisierung: 18.11.2019) In der Schweiz beträgt der Anteil der Organentnahmen nach anhaltendem Herz-Kreislauf-Stillstand etwa 20%. Nach dem Herzstillstand aufgrund eines Therapieabbruchs wird nach fünf Minuten der Tod gemäss SAMW festgestellt. Darauf wird der Patient re-intubiert und beatmet. Zudem werden die Halsschlagadern abgeklemmt. Dadurch soll verhindert werden, dass sauerstoffhaltiges Blut ins Gehirn gelangt und dieses reaktiviert wird. Damit ist bewiesen, dass der vom Transplantationsgesetz nach Art. 9 geforderte Nachweis des irreversiblen Ausfall des Gehirns einschliesslich des Hirnstamms nicht erfüllt ist und somit sterbenden und nicht toten Personen die Organe entnommen werden.

Die Webseite www.aepol.net informiert ausführlich über die Organentnahme nach Herz-Kreislauf-Stillstand, die nicht mit dem klassischen Hirntod nach einer primären Hirnschädigung zu verwechseln ist. Die betreffenden Personen sind nicht hirntot. Nach einer aussichtslosen Diagnose und dem Entscheid zum Therapieabbruch wird die spendewillige Person in den Operationssaal gebracht. Angehörige können sie dabei begleiten. Nachdem alle lebenserhaltenden Massnahmen, wie die Beatmung, abgestellt wurden, wird der Herzstillstand unter Echokardiographie abgewartet. ÄPOL beschreibt die weitere Vorgehensweise wie folgt (Stand: 26.9.2019):

„Nach dem Herzstillstand werden die Angehörigen aus dem Raum gebeten und exakt fünf Minuten später das Hirnversagen festgestellt und der Spender für tot erklärt. Danach wird er wieder intubiert, beatmet und mit der Organentnahme begonnen. Sofort nach Eröffnen des Körpers werden die Halsschlagadern abgeklemmt (Mitteilung Renato Lenherr anlässlich Ärztefortbildung 2018).“

Eine Fachpublikation aus 2018 einiger Transplantationsmediziner des Unispitals Zürich belegt, dass im Anschluss an die Todesfeststellung re-intubiert und beatmet wird.[1] Erschütternd und unfassbar ist die Aussage von ÄPOL bzw. des Intensivmediziners Renato Lenherr, wonach zudem die Halsschlagadern abgeklemmt werden. Daher ist HLI-Schweiz der Angelegenheit nachgegangen. Tatsächlich haben wir nach längeren Recherchen den Beweis und auch die Erklärung für diese Praxis gefunden. Und zwar im Buch „Marginal donors: Current and future Status” aus dem Jahr 2014.[2] Es geht dabei um Nierenentnahmen nach anhaltendem Herz-Kreislauf-Stillstand (genannt DCD, Donors after Cardiac Death). Die Begründung für diese äusserst befremdend anmutende Praxis lautet: „In den meisten Ländern ist die Wiederherstellung der zerebralen Zirkulation nach dem Tod verboten, weshalb die den Kopf versorgenden Arterien vor dem Wiederherstellen der Blutzirkulation verschlossen werden müssen.” [3]

Das Abklemmen der Halsschlagadern ist der Beweis, dass die Transplantationsmediziner am Unispital ZH selber nicht an den irreversiblen Ausfall des Gehirns nach der Todesfeststellung gemäss der SAMW-Richtlinien glauben. Zwar wird gemäss den SAMW-Richtlinien nach der fünfminütigen Wartezeit die Abwesenheit jene Reflexe geprüft, die für den Hirntod gelten. Doch können diese nicht vorhanden sein, wenn kein Blutkreislauf vorhanden ist. Der Neurologe J.L. Bernat und die Ethikerin A.L. Dalle Ave sind in einer Studie zum Schluss gelangt, dass die Irreversibilität des Ausfalls des Gehirns mit der Hirntoddiagnostik nicht nachgewiesen werden kann. Zudem ist die Wartezeit von zehn Minuten nicht ausreichend, erst recht nicht nach fünf Minuten.[4]

Das Abklemmen der Halsschlagadern ist nötig, damit durch die Beatmung und die Herzmassage kein sauerstoffhaltiges Blut ins Gehirn fliessen und dieses reaktivieren kann. Das deckt sich mit Erklärungen des US-Rechtsprofessors Maxine M. Harrington in einem ausführlichen Artikel in Issues in Law & Medicine.[5]

Die Praxis am Unispital in Zürich verstösst ganz klar gegen Art. 9 Abs. 1 des Transplantationsgesetzes: „Der Mensch ist tot, wenn die Funktionen seines Hirns einschliesslich des Hirnstamms irreversibel ausgefallen sind.“ (ebenso: Art. 9 Abs. 2 Bst. b).

Im Zusammenhang mit Organentnahmen nach anhaltendem Herz-Kreislauf-Stillstand werden auch andere Techniken (HOPE=Hypothermic Oxygenated Perfusion [6], NRP=Normothermic Regional Perfusion [7]) bei denen ein Teil des Blutkreislaufes von aussen mit sauerstoffhaltigem Blut (ECMO=Extracorporeal Membrane Oxygenation) versorgt wird. Dabei wird ein Ballon in die Aorta geschoben, der die arterielle Blutversorgung des Gehirns oder zusätzlich zum Herzen blockiert. Das erfolgt aus dem selben Grund wie beim Abklemmen der Halsschlagadern: In das angeblich irreversibel ausgefallene Gehirn, darf kein sauerstoffhaltiges Blut gelangen, weil es sonst wieder reaktiviert werden könnte!

Schlussfolgerung

Die Organentnahme nach Herz-Kreislauf-Stillstand verstösst gegen die Dead-Donor-Regel. Die Patienten werden nach anhaltendem Herz-Kreislauf-Stillstand durch die Massnahmen getötet, die nach der angeblichen Todesfeststellung folgen. Die Vorgehensweise am Unispital in Zürich ist absolut inakzeptabel und als strafbare Handlung zu werten. Da offenbar inzwischen alle Transplantationszentren in der Schweiz (d.h. Basel, Bern, Genf, Lausanne, St. Gallen) inzwischen Organentnahmen nach Herz-Kreislauf-Stillstand basierend auf der Pionierarbeit von Zürich durchführen, ist auch die Praxis an den anderen  Zentren zu untersuchen.[8]

Unterschreiben Sie Online bitte die Petition an den Bundesrat für ein Moratorium für die Organentnahme nach Herz-Kreislauf-Stillstand! – Oder: Drucken Sie den Unterschriftenbogen und sammeln Sie Unterschriften!

Schematische Darstellung für den Ablauf der Organentnahme nach Herz-Kreislauf-Stillstand:

Schema: Organentnahme nach anhaltendem Herz-Kreislaufstillstand

[1] Inci I, Hillinger S, Schneiter D, Opitz I, Schuurmans M, Benden C, Weder W, Lung Transplantation with Controlled Donation after Circulatory Death Donors. Ann Thorac Cardiovasc Surg 24 (2018) 296-302, hier 297: „Following cardiac death approval, which is performed with Echocardiogram, a 10 min of stand-off period begins. After this stand-off period, confirmation of brain death has to be undertaken due to legal regulations and according to the protocol of the Swiss Academy of Medical Sciences. Then, the patient is re-intubated and ventilation is started.” Die Publikation bezieht sich auf Organentnahmen, die noch vor dem 1. Nov. 2017 nach den alten Richtlinien mit einer 10-minütigen Wartezeit durchgeführt wurden.

[2] Asano T., Fukushima N., Kenmochi T., Matsuno N., Marginal donors: Current and future Status. Tokyo 2014, 282.

[3] Reddy S., Ploeg R., How to Initiate a DCD Programme for Kidney Transplantation. In: Asano T., Fukushima N., Kenmochi T., Matsuno N., Marginal donors: Current and future Status. Tokyo 2014, 141-146, hier 144.

Dalle Ave AL, Bernat JL, Using the brain criterion in organ donation after the circulatory determination of death. J Crit Care 33 (2016) 114-118.

Vgl. Australian Government,  National Protocol for Donation after Cardiac Death. July 2010, S. 23: Bezeichnenderweise enthalten die Richtlinien Australiens folgende Anweisung im Zusammenhang mit der Organentnahme nach anhaltendem Herz-Kreislauf-Stillstand: „Eingriffe, die versehentlich die Hirndurchblutung, die myokardiale Durchblutung oder die Sauerstoffversorgung wiederherstellen können, wie Herzdruckmassage und mechanische Beatmung, sind bis nach Beginn der Organentnahme zu vermeiden.“

„Following death, the retrieval team may re-intubate to prevent aspiration and ensuing pulmonary damage. Insufflation with 100% oxygen is permissible. Other interventions such as administering heparin and performing intercostal cannulation, vascular cannulation and bronchoscopy may occur.  Procedures that may inadvertently restore cerebral circulation, myocardial perfusion or oxygenation, such as cardiac compressions and mechanical ventilation, are to be avoided until after the commencement of organ retrieval surgery.”

Shemie D.S., De Vita M., Legal, moral, and ethical issues. In: Talbot D., D’Alessandro A., Muiesan P., Organ Donation and Transplantation After Cardiac Death. New York 2009, 7-30; siehe Abschnitt: “Re-establishment of circulation following death.” 22-23.

[4] Dalle Ave AL, Bernat JL, Using the brain criterion in organ donation after the circulatory determination of death. J Crit Care 33 (2016) 114-118.

[5] Harrington M.N., The Thin Flat Line: Redefining Who is Legally Dead in Organ Donation After Cardiac Death. Issues Law Med 25 (2009) 95-143, bes. 123.

[6] Schlegel A., Muller X., Kalisvaart M., Müllhaupt B., Perera MTPR, Isaac J., Clavien P,.A., Musean P., Dutkowski P., Outcomes of liver transplantations from donation after circulatory death (DCD) treated by hypothermic oxygenated perfusion (HOPE) before implantation. J Hepatol 70 (2019) 50-57; Dutkowski P, Schlegel A, de Oliveira M, Müllhaupt B, Neff F, Clavien PA., HOPE for human liver grafts obtained from donors after cardiac death. J Hepatol 60 (2014) 765-772.

[7] Oniscu GC, Randle LV, Muiesan P, Butler AJ, Currie IS, Perera MT, Forsythe JL, Watson CJ., In situ normothermic regional perfusion for controlled donation after circulatory death–the United Kingdom experience. Am J Transplant. 14 (2014) 2846-2854, 2847: „Following withdrawal of treatment and confirmation of death, the donor was transferred to the operating room. A rapid laparotomy was performed and the aorta (or common iliac artery) and the inferior vena cava (IVC) were cannulated. For IVC cannulation, a two stage or three stage venous cannula was used to ensure adequate drainage of the liver and kidneys and avoid the collapse of the cava due to the suction effect of the pump. Thoracotomy was undertaken and the descending thoracic aorta cross-clamped to prevent perfusion of the brain and coronary arteries.”

[8] „Donation after circulatory death in Switzerland, pioneered by the Zürich group, is now performed in all centers.” Vgl. Schaub S, Immer F, Steiger J, Organ Transplantation in Switzerland. Transplantation 103 (2019) 853-856, hier 854.

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