Statistik 2018 der Fortpflanzungsmedizin: 26 mal mehr tiefgefrorene Embryonen als 2016

(Zug, 30.3.2020) „Weniger Mehrlinge und höhere Erfolgsquote“ titelte die sda am 25. März 2020 aufgrund der neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) über die assistierte Fortpflanzungsmedizin. Die höchst interessanten Zahlen waren dem BFS nicht einmal mehr eine eigene Medienmitteilung wert. Die Statistik von 2017 versteckte das BFS noch als Anhängsel unter dem Titel „Geburten und Müttergesundheit im Jahr 2017: Kaiserschnitt- und Dammschnittrate waren 2017 rückläufig“. Ein Blick auf die Statistik von 2018 zeigt, weshalb das BFS dazu keinen offiziellen Kommentar mehr abgegeben hat. Die Zahl der entwickelten Embryonen hat sich praktisch verdoppelt, die vernichteten Embryonen vervierfacht und die Zahl der tiefgefrorenen Embryonen stieg gegenüber 2016 um das 26-fache! Das ist ein Missbrauch der Fortpflanzungsmedizin, eine verfassungswidrige Praxis, welche das Parlament unbedingt stoppen muss.

2016

altes FMedG

2017

ab 1.9.-31.12.2017 nach neuem FMedG

2018

neues FMedG

frische Zyklen

6’116

5’999

5’924

Kryozyklen

4’887

4’944

 4’447
Total Behandlungszyklen

11’003

10’943

 10’371
imprägnierte Eizellen

26’175

25’021

 28’760
Entwickelte Embryonen

18’188

25’635

33’945

Vernichtete Embryonen

3’297

7’851

12’884

Tiefgefrorene Embryonen

251

4’943

10’766

tiefgefrorene imprägnierte Eizellen

15’503

10’401

 3’002
aufgetaute Embryonen

157

1’031

 4’144
transferierte Embryonen

14’659

12’874

10’520

Geborene Babys

2’162

2’188

 2’154

Weil seit dem 1. September 2017 bei der herkömmlichen In-vitro-Fertilisation statt bisher nur drei neu bis zu 12 Embryonen entwickelt werden dürfen, hat sich bis Ende 2017 die Zahl der entwickelten Embryonen um 40,9% erhöht. Die Zahl der vernichteten Embryonen hat sich mehr als verdoppelt, jene der tiefgefrorenen Embryonen stieg um den Faktor 19. 

Mit dem Jahr 2018 liegt erstmals eine vollständige Statistik vor, welche die Auswirkungen der neuen Regelungen in seiner ganzen Tragweite zeigt:

  • Gegenüber dem Jahr 2016, bei dem noch die alte Regelung galt, hat sich die Zahl der entwickelten Embryonen um den Faktor 1,9 erhöht.
  • Die Zahl der vernichteten Embryonen stieg um Faktor 3,9.
  • Die Zahl der tiefgefrorenen Embryonen stieg im Jahr 2018 sogar um den Faktor 26!

Vom 1.1.2001 bis zum 31.8.2017 war die Tiefgefrierung von Embryonen verboten. Die neue Bestimmung in der Verfassung, wonach „nur so viele menschliche Eizellen ausserhalb des Körpers der Frau zu Embryonen entwickelt werden, als für die medizinisch unterstützte Fortpflanzung notwendig sind“, wird durch die Reproduktionsmediziner als Freipass für die Entgrenzung der Zahl der künstlich hergestellten Embryonen missbraucht.

Die Zahl der Mehrlinge sank zwar von 27,4 % im Jahr 2016 auf 14,6% im Jahr 2018. Auf jedes geborene Baby kommen im Jahr 2018 durchschnittlich 15 entwickelte Embryonen, von denen sechs vernichtet und fünf tiefgefroren werden. Diesen − mit Verlaub − Wahnsinn an Embryonenverschleiss haben wir nicht der Zulassung der Präimplantationsdiagnostik zuzuschreiben. Das Parlament hatte unnötigerweise auch die Praxis für die herkömmliche In-vitro-Fertilisation gelockert. Die Lobby der Fortpflanzungsmediziner wollte unbedingt auch bei der herkömmlichen In-vitro-Fertilisation die Embryonen bis ins Blastozyststadium entwickeln und die Erlaubnis für die Tiefgefrieren haben. Nur noch die „Survivor of the fittest“ bekommen nun die Überlebenschance, in die Gebärmutter der Frau übertragen zu werden oder dann mit ungewissem Schicksal tiefgefroren zu werden.  Der von der Bundesverfassung Art.119 Abs. 1 geforderte Schutz vor dem Missbrauch der Fortpflanzungsmedizin wird durch diese Praxis in eklatanter Weise verletzt. Das Parlament steht in der Pflicht, dieser Verfassungswidrigkeit den Riegel zu schieben.

Präimplantationsdiagnostik

Erstmals ist nun die Statistik der Präimplantationsdiagnostik erschienen. 215 Paare liessen diese Technik im Jahr 2018 durchführen. Bei 26 Paaren wurden jene Embryonen selektiert, die nicht von einer Erbkrankheit betroffen waren, bei den restlichen wurden Screenings nach Chromosomenanomalien durchgeführt. Insgesamt wurden 833 Embryonen genetisch untersucht, 131 wurden transferiert und 814 untersuchte tiefgefroren. Typisch ist wieder einmal, dass die Statistik der PID unvollständig ist und keine Schwangerschafts- sowie Geburtenrate angegeben wird.

Quellen: 

Statistik über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung des BFS vom 26.2.2020: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/neue-veroeffentlichungen.gnpdetail.2019-0210.html

Jahresbericht der FIVNAT für 2018: http://www.sgrm.org/wb/media/FIVNAT/FIVNAT_Jahresbericht_2018_Zyklen_2017_DEFR_Web.pdf

Medienmitteilung des BFS vom 17.5.2019: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/neue-veroeffentlichungen.assetdetail.8288947.html

Die folgenden Grafiken hat HLI-Schweiz erstellt:

 

 

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